Zur ITN Reform bezüglich Senioren
12. April 2021Während man in Deutschland und Österreich in Verkennung der wahren Ursachen nur jammerte, dass es eben nach Muster oder Becker keine Zugpferde mehr gäbe, erkannte der Weltverband ganz richtig, dass man ganz andere Konzepte brauche, um Tennis wieder zu attraktivieren. Vor allem gute Spiel- und Spielpartner-Konzepte.
Das wichtigste Ziel lautete deshalb: „Nicht nur einige wenige sollten besser spielen, sondern viele wieder öfter“. Eine „International Tennis Number“, die ermöglichen sollte, gleichwertige Partner zu finden, war dafür eine besonders wichtige Voraussetzung.
So richtig dieser Ansatz gedacht war, so entfernt war er vom Ziel, denn die persönliche ITN erwarb man sich bei dieser ITF-Version eigentlich nur über Technik-Fertigkeiten. Diese aber sagen nichts aus über die wahre Spielstärke.
Da waren wir in Österreich bereits deutlich weiter. Seit Mitte der 90er gab es bereits eine Software (von Paul Waldherr), die auf dem SSG-Spielstärkegradsystem der ÖTV-lizenzierten Tennisschulen (ÖTS) aufbaute. Von Anfang an lautete dabei das Ziel, nicht ein „relatives“ System zu schaffen, sondern ein „absolutes“: Unabhängig von Alter und Geschlecht sollte jeder wissen, mit wem er sinnvoll Match spielen kann.
Dieses Ziel wurde nach einigen Jahren und nach einigen Reformen (danke Geri Groicher!) gut erreicht. Der erwünschte Effekt ist eingetreten: Viele spielten wieder öfter Tennis. Weil korrektere Mannschaftsaufstellungen, homogenere Matches bei Turnieren, stimmigere Clubranglisten oder sinnvollere Gruppenbildungen im Training Tennis wieder attraktiver machten.
Das ITN Austria Spielstärkesystem kann deshalb zu Recht als die beste ÖTV-Innovation der letzten 20 Jahre bezeichnet werden und ist weltweit ein Vorzeige-System: Es funktioniert „just in time“, ist sehr gut dargestellt und weitgehend stimmig.
Mit Ausnahme der Seniorinnen und Senioren, die zu gut eingestuft waren. So lange man in der Senioren-Blase blieb (welches Wort mittlerweile!), war das kein Problem, aber wenn ältere Jahrgänge auch in der AK matchten, konnte es zu gravierenden Verzerrungen kommen.
Deshalb war es nur logisch, diese Unstimmigkeit zu reparieren. Dass dabei offenbar gar nicht so wenige gekränkt sind, ist zu verstehen, soll und darf aber ITN insgesamt nicht in Frage stellen.
Wenn aus einem 4,0er ein 4,8er geworden ist (wie in meinem Fall), hat sich außerdem am Wichtigsten nichts geändert: Man spielt ja noch immer gleich gut wie am Tag zuvor. Nur stimmiger im Vergleich zu allen anderen.